Durch damit: Das Bernstein Teleskop

Mein letzter Bücherpost handelte ja von Trilogien, ich bin nämlich gerade fertig geworden mit einer! His Dark Materials von Philip Pullman, besser gesagt der letzten Teil davon, Das Bernsteinteleskop. Die ersten beiden Bücher heißen Der Goldene Kompass und Das Magische Messer. Diese Trilogie ist eine meiner liebsten und ich habe sie, seitdem ich sie vor vielen, vielen Jahren geschenkt bekommen habe, bestimmt schon unzählige Male gelesen.

Die Hauptfigur in diesen Büchern ist ein 12-jähriges Mädchen namens Lyra Belacqua. Sie lebt in einer Welt, die nicht ganz unähnlich ist von unserer: es gibt Universitäten, Schulen, Städte und Flüsse, Ortsnamen sind gleich wie bei uns und man weiß auch von Elektrizität, obwohl es dort anders genannt wird. Der maßgebende Unterschied zwischen ihrer und unserer Welt sind aber nicht andere Bezeichnungen für physikalische Phänomene oder Länder, sondern Dæmonen. Dæmonen sind in Lyras Welt nicht etwa Geister oder irgendwelche Monster, sondern ein Teil von einem selbst in Tierform und von Geburt an treue Begleiter an der Seite ihrer Menschen. Lyras Dæmon, Pantalaimon, weiß zum Beispiel immer was sie fühlt und andersrum weiß sie genauso was er fühlt. Sie sind sozusagen die materialisierte Form der Seele eines Menschen. Eine weitere Eigenart der Dæmonen ist, dass sie sich während eine Person noch Kind ist, immer wieder in eine andere Form verwandeln können. So ist Pantalaimon mal eine Katze, mal ein Käfer oder auch ein Vogel, je nachdem wie Lyra sich gerade fühlt und was praktisch für die jeweilige Situation ist. Das alles ändert sich jedoch, wenn Kinder erwachsen werden. Ihr Dæmon hört dann auf seine Gestalt zu verändern und bleibt permanent in einer Form. Man kann daran zum Beispiel sofort erkennen was für einen Charakter diese Person hat; so haben Diener bevorzugt Hunde Dæmonen, weil sie gerne Befehle ausführen oder Hexen besitzen Vogel Dæmonen, weil sie fliegen können. Schwierig wird es zum Beispiel, wenn ein Seemann einen Dæmon hat, der nur im Wasser leben kann - er kann dann nie wieder an Land gehen. Denn das ist auch noch ein wichtiger Punkt: ein Mensch und ein Dæmon können sich nicht weit voneinander trennen ohne dass beide höllische Schmerzen erleiden, denn der Dæmon ist wie gesagt ein Teil einer selbst und eine Trennung bedeutet sich selbst auseinander zu reißen.

Die Geschichte beginnt damit, dass Lyra sich unerlaubterweise in das Zimmer des Rektors schleicht und dadurch eine Lawine von Ereignissen lostritt und somit den Grundstein ihrer langen Reise legt. Auf dem Weg begegnet sie neuen Freunden und auch Feinden und lernt viel über sich selbst, das Erwachsenwerden und das Leben. Die Kirche spielt eine zentrale Rolle in der Trilogie, da sie in Lyras Welt so etwas wie das Oberhaupt des Staates ist und sowohl Exekutive, Legislative und Judikative darstellt und Lyra selbst ist unwissentlich Gegenstand einer Prophezeiung, die die Kirche um jeden Preis verhindern möchte. Die Figuren sind so unterschiedlich und jeder Charakter hat seine eigene Geschichte, die zu der Erzählung beiträgt. Es gibt Hexen, Panzerbären, Menschen aus unserer Welt und dann wiederum ganz andere Lebewesen, die weder mit Lyras noch unserer Welt etwas gemein haben und auch Engel spielen eine Rolle. Es ist also für jeden etwas dabei und das ist das was mich am meisten an den Büchern fasziniert. Jede Figur ist so vielschichtig und überrascht einen immer wieder mit ihren Handlungen; so verändert sich Lyra von dem sturen, frechen Kind zu einer jungen Frau, die nicht nur an sich selbst, sondern auch an andere denkt. Die Kirche wird kritisch beleuchtet, was mir persönlich gut gefällt, aber man muss trotzdem keine Angst haben, dass es jetzt ein super esoterisches Buch ist mit dem ganzen Seelen- und Dæmongerede. Es wird auch viel über Naturwissenschaften geredet, da ein ausschlaggebendes Phänomen der Geschichte, nämlich der Staub, von Physikern in den verschiedenen Welten erforscht wird. Staub entsteht, wenn ein Lebewesen sich selbst bewusst wird und ist essentiell für den Fortbestand des Universums.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Trilogie ist das Alethiometer (aletheia ist griechisch und bedeutet Wahrheit), ein Gerät, das Lyra am Anfang ihrer Reise geschenkt bekommt und mit dem sie durch die Hilfe von Staub Sachen in Erfahrung bringen kann. Es handelt sich dabei um eine Art Kompass (deshalb heißt das erste Buch Der Goldene Kompass) mit Symbolen, die man einstellen kann, um Fragen zu stellen, die das Alethiometer dann wiederum anhand von Symbolen beantwortet. Normalerweise braucht man Jahrzehnte, um die verschiedenen Bedeutungen der Symbole zu lernen, doch Lyra schafft es auf Anhieb es zu lesen. Jetzt könnt ihr euch natürlich denken was es mit den anderen zwei Büchern auf sich hat: es wird also noch ein magisches Messer und ein Bernsteinteleskop geben...

Aber ich will die Geschichte nicht spoilern, lest die Bücher wirklich lieber selbst, ich kann sie nur empfehlen! Die Trilogie fällt unter Fantasy, aber dadurch, dass sie so viele andere Themen behandelt, würde ich sie nicht direkt kategorisieren und sie ist auch nicht zwingend nur für Kinder oder junge Erwachsene gedacht. Es macht Spaß sie zu lesen, es wird niemals langweilig und die Charaktere machen die ganze Geschichte zu einem spannenden Abenteuer. Und gerade weil es eben eine Trilogie ist, können alle Haupt- und Nebenfiguren ausreichend erklärt werden und man kann trotz wirklich vielen davon einen roten Faden erkennen und jede Figur hat ihre Rolle und einen Sinn in der Erzählung. Klar bin ich jetzt etwas voreingenommen, weil die Bücher zu meinen absoluten Favourites gehören, aber wer sich auf die Geschichte einlässt, wird bestimmt daran Gefallen finden. Es gibt übrigens auch einen Film zum ersten Teil, der kam 2007 raus mit Daniel Craig und Nicole Kidman, hat mich aber nicht wirklich überzeugt und war teilweise sehr abgewandelt vom Buch (wie so oft) und ich glaube das war auch  der Grund, wieso die ganze Trilogie gar nicht verfilmt wurde. Ein ziemlich Flop also, was echt schade ist. Aber Buchverfilmungen sind sowieso noch einmal ein eigenes Thema für sich!

Wie gesagt, die Bücher sind wirklich gut, sonst hätte ich sie nicht so oft wiedergelesen. So, das war's jetzt erst mal, Trilogien sind top und ich bin hier raus! Einen guten Start in die Woche!





Kommentare

Beliebte Posts